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Existiert sie wirklich, die IT-Strategie, die einen Unterschied macht?

Für eine Firma, die sich Strategieberatung auf die Fahnen geschrieben hat, mag diese Fragestellung ein wenig ketzerisch klingen. Aber verfolgen wir sie dennoch mal weiter!

Viele real existierende IT-Strategien heutiger Unternehmen enthalten einige oder alle der folgenden Zielvorstellungen:

  • «Partner des Business»: Die IT-Einheit möchte nicht einfach nur austauschbare Services liefern, sondern als Partner des Business auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Vielleicht will man auch als «Coach für Digitalisierung» fungieren.
  • «Attraktiver Arbeitgeber»: Dies ist ein Ziel, das IT-Einheiten anstreben, um die besten Talente anzuziehen und zu halten.
  • «Innovative Technologien für Kundennutzen»: Neue Technologien – wie AI, Data Analytics, Cloud – sind interessant und sollen geschäftlichen Nutzen erzeugen.
  • «Security & Compliance»: Dies bleibt ein Hauptanliegen, das ständig grösseres Gewicht gewinnt. Die Angriffe werden immer gefährlicher, die Angriffsfläche wird grösser angesichts der Digitalisierung, und gleichzeitig werden die Anforderungen an IT-Sicherheit, Datenschutz und andere Aspekte der Compliance immer höher.
  • «Kostenkontrolle & Kosteneffizienz»: Nicht zu vergessen, die IT-Kosten steigen ständig. Digitalisierung macht immer grössere Teile des Business zu einem IT-Thema. Datenmengen steigen exponentiell. Irgendwo muss also Effizienz ins Spiel kommen, um diesem Trend entgegenzuwirken.
  • «Verringerung der Wertschöpfungstiefe / Standardisierung»: Die meisten IT-Einheiten haben erkannt, dass sie nicht mehr alles selbst machen können. Services, vor allem aus der Cloud, bekommen eine immer grössere Bedeutung. MS 365 ist die Einstiegsdroge. Interne IT bleibt für viele Themen (Security, Compliance) rechenschaftspflichtig, aber ein IT-Betrieb im alten Stil wird optional.

Erkennen Sie diese Ziele wieder?

Frage: Wenn alle IT-Organisationen mehr oder weniger die gleiche Strategie verfolgen, worin besteht dann noch die differenzierende Wirkung der Strategie?

Reality Check

Viel IT-Organisationen sind heute überfordert. Es gibt ständig zu viele Projekte, insbesondere „Muss-Projekte“ aus Sicherheit und Compliance. Es gibt auch einen Technologie-Zoo bzw. Technical Debt, was zu endlosen „Aufräumarbeiten“ führt. Hinzu kommt ein Mangel an Ressourcen, Fluktuation der Mitarbeiter, und steigende Kosten.

Diese Herausforderung zwingen oft zu ständiger Improvisation – die Maturität der Prozesse bleibt dabei oft auf der Strecke. Das macht es aber dann noch schwieriger, nachhaltige Fortschritte zu machen.

Daher kann man von einem mangelnden Handlungsspielraum für die Umsetzung von Strategien sprechen. Ist es sinnvoll, Zeit und Ressourcen in eine Strategie zu investieren, die de facto nichts an den täglichen Prioritäten ändert?

Auf der anderen Seite – erwartet man nicht gerade von einer Strategie klare Prioritäten, und damit einen Weg aus dem Hamsterrad der Überforderung?

 

Ein sinnvoller Ansatz kann eine «Negativ-Strategie» sein

Bei der Negativ-Strategie stellt man primär diese Frage: Was kann man weglassen?

Oder, anders ausgedrückt:

  • Was können andere besser machen?
  • Können wir Standardlösungen anstelle von maßgeschneiderten Lösungen verwenden?

 

Der berühmte Wirtschaftswissenschaftler Michael E. Porter sagte einmal: „The essence of strategy is choosing what not to do.“. Für die IT könnte dies bedeuten, dass das Thema Sourcing-Strategie in den Vordergrund rückt. Das Thema der «Verringerung der Wertschöpfungstiefe» ist also ein ganz wesentliches Element einer IT-Strategie, und dessen Ausarbeitung ist ganz sicher firmenspezifisch und nicht generisch.

Fokus auf Umsetzung

Ein anderer Ansatz besteht darin, die Umsetzung als integralen Bestandteil der IT-Strategie zu verstehen. Strategie-Arbeit endet eben nicht mit Folien und Aufträgen, sondern erst dann wenn die strategischen Ziele erreicht sind. Die «Strategen» müssen also mit in den täglichen Kampf um Prioritäten und Ressourcen eingebunden werden. Wenn die Strategie hier keine Antworten liefern kann, dann hilft sie in der Tat nicht.

ITMC Takeaway

Gibt es also die IT-Strategie, die den Unterschied macht, wirklich?  Wir bei ITMC meinen: Auf jeden Fall. Es kommt aber darauf an, IT Strategie  breiter zu verstehen als dies heute oft getan wird, und mit den Herausforderungen des Alltags zu verzahnen. Das impliziert dann oft den Abschied von unrealistischen Wunschvorstellungen.
Wie mein Kollege und ITMC-Partner Kai Schwidder es neulich ausdrückte: Es fehlt heute oft an Struktur, Fokus, und Disziplin.

  • Struktur: Klare Governance, Einsatz von Architektur als Hebel für strategische Veränderung
  • Fokus: Eine IT-Strategie, die auf realistischen Annahmen der Möglichkeiten basiert und die klare Prioritäten definiert – mit dem Mut, Dinge explizit wegzulassen
  • Disziplin: Strategieumsetzung integriert mit dem Alltagsgeschäft und den laufenden Projekten

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