Praktisch alle Consulting-Firmen folgen einem Pyramiden-Modell. Es gibt mehrere Hierarchie-Ebenen, mit vielen „Analysts“ oder „Junior Consultants“ unten, und wenigen „Partnern“ ganz oben. Mehr oder weniger strikte „up or out“ Policies und intensives Recruiting von Uni-Absolventen sorgen dafür, dass die Pyramidenform erhalten bleibt.

Diese Form hat viele Vorteile: Es gibt einen klaren Karrierepfad für Mitarbeiter, also Entwicklungsmöglichkeiten. Das Modell skaliert sehr gut, grosse Projekte können gestafft werden – und Projektleiter / Projektmanager hat man auf den jeweiligen Ebenen automatisch. Eigene Firmenspezifische Inhalte können zentral erarbeitet werden, und die Schulung der Mitarbeiter inkl. deren „Formung“ im Sinner der Firmenkultur funktioniert. Finanziell ist es lukrativ, weil die Masse der (relativ gering) bezahlten Juniors für gute Margen sorgt.

Es gibt aber auch Nachteile, insbesondere für den Kunden. In der Pyramide müssen Junior-Consultants verkauft werden, sonst funktioniert das Modell nicht. Juniors brauchen wechselnde Projekte, sonst sammeln sie nicht genug Erfahrung für die Karriere. Die Partner müssen immer für den Ausgleich zwischen Kunden-Interessen, Berater-Interessen und Firmen-Interessen sorgen. Wenn der Kunde Pech hat, dann kommt der Experte / Partner nur zum Verkauf und die Arbeit machen dann Uni-Graduates, aber zu sehr hohen Tagessätzen. Da würden mache Kunden diese Graduates lieber gleich selbst einstellen – wenn diese denn nur wollten. Da aber Beratungsfirmen nach wie vor sehr attraktive Arbeitgeber sind, gehen Top-Absolventen eben oft lieber zum Berater als zu deren Kunden. Das Dilemma bleibt bestehen.

Daher gibt es eine Nische für ein alternatives Modell: Das der Beratungsfirma als Netzwerk, nicht als Pyramide. Im Netzwerk handeln einzelne Berater unabhängig, treiben eigene Themen voran und verkaufen sich selbst. Eine entsprechend diesem Modell aufgebaute Beratungsfirma kann sogar „virtuell“ sein, also ganz ohne Angestellte – als reines Netzwerk von sehr erfahrenen Beratern. In diesem Modell besteht weniger oder kein Druck, „junior consultants“ zu verkaufen. Die Kunden erhalten die Beratung von exakt den gleichen Personen, die auch die Projekte verkaufen und verantworten. Im Verbund kann ein Netzwerk trotzdem „skalieren“ und mit den Partnern im Netzwerk auch grössere Projekte unterstützen.

Eine echte Gefahr für die etablierten Firmen besteht aber dadurch nicht. Erfahrene Berater, die das Risiko der Selbständigkeit auf sich nehmen wollen, fallen nicht vom Himmel. Das Netzwerk ist im Vergleich zur Pyramiden-Firma viel schwächer strukturiert – und kann nur geringere Margen realisieren. Es ist damit schwieriger, eine Brand aufzubauen. Es ist schwieriger, Methodiken zu entwickeln, interne Praktiken zu standardisieren, Mitarbeiter zu schulen. Kurz gesagt: Beratungs-Netzwerke skalieren (mindestens bisher) nur begrenzt.

ITMC ist als Netzwerk und als virtuelle Beratungsfirma, ohne Angestellte und nur mit selbständigen Partnern aufgebaut. Angesichts der oben beschriebenen Skalierungsthemen hat ITMC bewusst einen Nischenfokus gewählt: IT Strategie, Enterprise Architektur, Projektengineering. So können eine ITMC-Brand, Methodiken und Praktiken aufgebaut werden. In diesem Umfeld gedeihen dann auch Partner mit komplementären Expertisen wie Transformation / Kultur, Security, Prozesse und auch Visualisierung.

Beratungs-Netzwerke vs. Pyramiden-Modell

Es bleibt aber eine grosse Herausforderung, einer Netzwerk-Firma wie ITMC eine Identität zu geben, und eben mehr zu sein als nur eine Gruppe unabhängiger Berater. In Zukunft mehr dazu auf diesem Blog!

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